Klassenrat
in der 1. Klasse
Der Klassenrat findet bei mir im Sitzkreis statt.

Bevor der Klassenrat beginnt, erhält jedes Kind zwei Bohnen. In der Mitte des Kreises stehen fünf mit Gefühlszuständen beschriftete (und illustrierte!) Dosen bereit: Glücklich, traurig, wütend, erstaunt/überrascht und ängstlich. Die Kinder werfen ihre Bohnen in die für sie am besten passendsten Dosen. Die Kinder haben mich darauf gebracht, dass zwei Bohnen besser sind als eine, da Gefühle oft ambivalent sind. Man kann sich sowohl glücklich „Heute ist ein toller Tag, ich habe einen Radschlag gelernt“ und gleichzeitig traurig „Meine Katze ist vor einem Monat gestorben“ fühlen.
Nun wird der/die Moderator/in und der/die Zeitwächter/in ausgelost. Damit jeder mal drankommt, notiere ich auf den Namenskärtchen der Kinder, ob bereits ein Dienst erfolgte. Wenn dann ein Kind gezogen wird, auf dessen Karte bereits Moderation bzw. Zeitwächter steht, wird ein weiteres Kärtchen gezogen.
Der/Die Moderator/in erhält einen Gong und hat die Aufgabe, die Meldungen aufzurufen. Der/Die Zeitwächterin erhält eine Stoppuhr (in der ersten Klasse zwei Sanduhren mit jeweils 30 sec). Jeder Redebeitrag darf maximal 30 sec betragen, es sei denn der/die Moderator/in gewährt noch mehr Zeit.
Ziel des Klassenrates ist, sich über seine Gefühle auszutauschen, aber auch wichtige Ereignisse, die anstehen gemeinsam zu besprechen. Das kann bspw. das Schulfest sein oder auch die Planung eines Ausflugs. Vermeiden möchte ich, dass überwiegend Konflikte besprochen werden. Konflikte sollten aus meiner Sicht möglichst zeitnah und nicht einmal wöchentlich besprochen werden. Außerdem müssen Konflikte, die meist nicht die ganze Klasse betreffen, auch nicht mit allen Kindern besprochen werden. Ich empfinde es als ungerecht den Kindern gegenüber, die bereits gut in der Lage sind Konflikte zu klären, sich wöchentlich mit den Unzulänglichkeiten anderer auseinandersetzen zu müssen. Sicherlich kann man einwenden, dass jeder auch aus den Konflikten anderer etwas dazulernen kann, dass man hierfür allerdings wöchentlich eine ganze Unterrichtsstunde zur Verfügung stellt, erschließt sich mir nicht.
Konflikte werden allerdings auch in meinem Klassenrat angesprochen und dankenswerter Weise von der anwesenden Erzieherin dann im Nachmittag mit den beteiligten Kindern auch oftmals geklärt. Was aber tun, wenn man keine Erzieherin hat? Ich würde den Konflikten auch dann im Klassenrat nur wenig Raum geben wollen und den Fokus auf Positives legen.
In der 1. Klasse hat der Klassenrat insgesamt ca. 20 Minuten gedauert. Länger halten die meisten Kinder in diesem Alter es noch nicht aus, aufmerksam im Plenum zu sitzen und sich gegenseitig zuzuhören. In der restlichen Zeit haben wir Klassenämter ausgelost und ein/zwei Bewegungsspiele gespielt.
Wie wird der Klassenrat in der 2. Klasse aussehen? Ich gehe davon aus, dass ich nun da fast alle lautgetreu schreiben können, eine öffentliche Notizwand einführen werde, auf der man seine Anliegen für den Klassenrat formulieren kann. Der erste Teil des Klassenrates wird dann weiterhin für die Gefühle verwendet, ein zweiter Teil für die Anliegen. Damit die Kinder ein Gefühl dafür bekommen, was ein Anliegen ist, würde ich in den ersten Wochen diese vorgeben. Ich würde wöchentlich etwa vier Anliegen zur Auswahl stellen, damit auch das Wahlprozedere eines Themas geübt wird.