Lernreise
Dank einer erfahrenen Kollegin habe ich die Methode „Lernreise“ kennenlernen dürfen. Ohne die Lernreise wäre mein Unterricht wahrscheinlich reichlich chaotisch und vor allem kaum binnendifferenziert. Dass Kinder sich sehr unterschiedlichen entwickeln, dürfte wohl jedem bekannt sein. Um so wichtiger ist es, dass die Lernanforderungen möglichst passgenau auf jedes Kind abgestimmt werden. Im Referendariat soll man hierzu wenigstens drei Differenzierungsstufen anbieten.
Mit der Lernreise kann man sowohl inhaltlich als auch im Umfang differenzieren. Zudem tritt das Thema Zeit in den Hintergrund. Jedes Kind soll in seinem Tempo arbeiten dürfen, wobei selbstverständlich darauf geachtet werden muss, dass die Kinder die Lernzeit auch als solche nutzen. Besonders hilfreich empfinde ich es, dass man sehr gut den Überblick über die einzelnen Lernstände der Kinder erhält.
Ein bis drei Deutschstunden der Woche lernen die Kindern mit ihrer Lernreise. In anderen Stunden setzen die Kinder, die schneller mit dem Stundenauftrag fertig geworden sind als die anderen, sich auch an ihre Lernreisen. Dies führt unweigerlich dazu, dass leistungsstarke Kinder mit ihren Lernreisen schnell vorankommen. Hier ist wichtig, den Kindern zu vermitteln, dass man sich auf einer Reise nicht beeilen muss. Man darf auch langsam reisen.
Die Inhalte der Lernreise sollten von jedem Kind selbstständig erarbeitet werden können. Es bieten sich demnach Materialien und Aufgabentypen an, die den Kindern bekannt sind.
Lernreisen zu erstellen und zu betreuen, ist anstrengend. Nach einer Stunde Lernreise bin ich meistens platt. Auch wenn die Mehrzahl der Kinder selbstständig arbeitet, gibt es viele Fragen zu klären. Oft habe ich noch ein Helferkind (und im besten Fall eine Kollegin) an meiner Seite, welches ebenso wie ich, durch den Klassenraum flitzt und unterstützt. Vor allem der geringe Wortschatz stellt eine Hürde dar. Zwar haben wir die Abmachung, dass man erst seine/n Tischnachbar/in fragen soll, wenn man etwas nicht versteht, dennoch bleiben viele Dinge ungeklärt.
Nach jeder bewältigten Lernreise klebe ich den Kindern einen Aufkleber in ihre Lernreisenmappe. Auch wenn die Kinder sich miteinander vergleichen, scheint der soziale Druck, bei der Lernreise ganz vorne zu liegen, doch recht gering.
Beispiel für eine Lernreise:
